Boris Johnson

Ein Porträt von einem deutschen Publizisten über Boris Johnson - da erwartet man zunächst mal nichts Schmeichelhaftes. Eher den üblichen Rant, den man aus hiesigen Medien kennt. Aber weit gefehlt: Jan Roß porträtiert den britischen Premier fair, ausgewogen und mit viel Kenntnis britischer Verhältnisse. Johnson, so der Autor, entspricht eher dem Gegenteil eines prototypischen Populisten: Er steht für Freihandel sowie für eine multikulturelle und umweltbewusste Gesellschaft, dazu ist er zu jedermann stets freundlich. Dabei unterschlägt er nicht BoJos Untiefen, sein Spielen mit Stimmungen und Ressentiments. Roß zeigt aber, dass auch diese düster wirkende Seite Johnsons das Produkt eines radikalen, zutiefst angelsächsischen Freiheits- und Demokratieverständnisses ist. Und das irritiert eben auf dieser Seite des Kanals, wo etwa große Verwaltungsapparate als Kennzeichen guten Regierens gelten. Ganz nebenbei gerät das Buch über den britischen "Störenfried" deshalb zu einem Spiegel, in dem das deutsche Publikum längst nicht besser aussieht, auch wenn es adretter gekämmt ist. Rasant geschrieben, witzig, aber mit viel Sachverstand - unbedingt kaufen! ...weiterlesen